Auf dem Weg zum „Campus Ruit“

Die Landessportschule Ruit hat ihren 70. Geburtstag gefeiert und wird Schritt für Schritt weiter modernisiert

Sollte Deutschland Ende September den Zuschlag für die Ausrichtung der Fußball-Europameisterschaft 2024 erhalten und sich damit gegen den Konkurrenten Türkei durchsetzen, wäre auch in Ostfildern- Ruit die Freude groß. Denn dann würde sich die Landessportschule Ruit als Beherbergungsort einer Nationalmannschaft bewerben, die an dem Kontinentalturnier teilnimmt. Es wäre, wenn die Bewerbung Erfolg hätte, bei weitem nicht das erste Mal, dass sich ein internationales Team auf den Fildern südlich von Stuttgart einquartieren würde. 1988 bereitete sich hier zum Beispiel der Kader der damaligen Sowjetunion auf die EM in der BRD vor und wurde schließlich Vize-Europameister. "Für uns wäre das natürlich ein absolutes Highlight", sagt Wilhelm Rösch, Kaufmännischer Geschäftsführer des WLSB. "Und wir wären sicher sehr gute Gastgeber."

Mehr als eine halbe Million junger Menschen ausgebildet

Seit 2016 ist der WLSB alleiniger Betreiber der Landessportschule, in der neben den Fußballern auch Turner, Schützen, Boxer, Trampolinturner, Judoka und viele andere Sportler trainieren, Lehrgänge abhalten oder Wettkämpfe bestreiten. 2017 verzeichnete die Landessportschule mehr als 30.000 Übernachtungen. Seit ihrer Gründung 1948 – damals noch unter den Namen Jugend- und Sportleiterschule Ruit e.V. – wurden in Ostfildern mehr als eine halbe Million junger Menschen zu Trainern und Übungsleitern ausgebildet. Nun feierte sie ihren 70. Geburtstag.

Gelungene Verbindung von Breiten- und Spitzensport

Prägend ist für die Einrichtung, auf deren Campus mehrere Sport- und Turnhallen, Übernachtungsgebäude mit insgesamt 110 Ein- und Zweibettzimmern sowie Rasenplätze und Minispielfelder Platz finden, die Kombination aus Spitzen- und Breitensport. Als Außenstelle des Olympiastützpunkts Stuttgart ist es gelungen, den Bundestützpunkt Trampolin auf- und auszubauen und ein Landesleistungszentrum für die Boxer einzurichten. Neben dem wfv wird Ruit auch vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) für den Spitzensport genutzt.

Ein Meilenstein war die Einweihung des neuen Campus-Gebäudes im Herbst 2016. Ausgestattet mit modernen Seminar- und Verwaltungsräumen sowie Unterkünften setzt der etwa neun Millionen Euro teure Bau mit seiner blau-grauen Fassade auch optisch ein Ausrufezeichen. Zudem ist er ein wichtiger Schritt in der Entwicklung des "Campus Ruit", mit dem die Aufenthaltsqualität in der Landessportschule noch einmal deutlich gesteigert wurde.

Zu diesem Campus gehört auch das neue Schulungszentrum des Württembergischen Schützenverbands (WSV), für das bis zu seiner Eröffnung Ende 2017 rund 7,5 Millionen Euro investiert wurden, an denen sich der WLSB mit zwei Millionen Euro beteiligte. Außerdem stehen in den kommenden Jahren im Rahmen des "Sportschulentwicklungsplans" (STEP) noch einige weitere Projekte an.

Im Oktober beginnen die Arbeiten am "Waldhaus", das neben 48 Zimmern auch drei Seminarräume enthält und bis Ende kommenden Jahres saniert werden wird. Ist diese Sanierung abgeschlossen, werden die so genannten Fußballhäuser des wfv gegenüber dem Campus-Gebäude abgerissen. An dieser Stelle wird es dann eine weitere Freifläche geben. Zudem will der WLSB Anfang 2019 mit Umbau und Sanierung des in die Jahre gekommenen Lehrschwimmbads beginnen. Und weitere Projekte sind bereits angedacht. Dazu gehören auch der zweite und dritte Abschnitt des Blockheizkraftwerks, dessen erster Teil seit diesem Januar am Netz ist.

Im Rahmen des Sportschulentwicklungsplans werden für beide Landessportschulen in Ruit und Albstadt insgesamt 40 Millionen Euro investiert – einschließlich des Campus-Gebäudes. Geplant sei, die Erneuerungsarbeiten in Ruit im Laufe des Jahres 2026 abzuschließen, sagt WLSB-Geschäftsführer Rösch. Er wünscht sich allerdings, dass die Erneuerung und Verschönerung der Außenanlagen in Ruit bereits drei Jahre früher beendet sind. "Dann wären sie bis zum 75-Jahr-Jubiläum fertig, das wäre schön", erklärt Rösch.